Samstag, 13. Dezember 2014

In abstracto

Es ist fad geworden im alten Rom. Cayus und sein Schweinskaldaunenwagen wurde schon lange nicht mehr gesehen, ebenso wie Calpurnia und die arbeitslosen Nubier. Wegen der kürzlich einsetzenden Kälte musste Crassus sich (eventuell vorübergehend) von ihrer geliebten Schmetterlingstoga verabschieden.
Neulich fragte ich meine befreundete Händlerin, ob Destructiva, die Latrinenfrau, noch Fast-Food-Kaldaunen im McTripe feil bietet. Sie wusste es jedoch nicht, da sie seit dem unangenehmen Zusammentreffen mit ihrem Streitwagen nur noch zu der anderen bekannten Fast-Food-Kette namens "Kaldaunen King" fährt.
Einige Wagenrennen haben statt gefunden. Die Zahl der startenden factiones ist stark gesunken. Einige Plebs haben sich verwelkte und teilweise sogar verfaulte Lorbeerkränze umhängen lassen und werben damit.

O sancta simplicitas!


Faulus Geschäfte mit allerlei Schnurkes wirft offensichtlich nicht mehr den gewünschten Profit ab, so dass er zusammen mit seinem neuen Togaträger Strategus neuerdings ordinären Met und Servetia in speziellen Behältnissen, die eine Affinität zu Kampfziegen suggerieren sollen, auf den Märkten feilbot. Böse Zungen behaupten, damit könne man sich unansehnliche Kampfziegen schön trinken. Sollte man eine Spendenbüchse organisieren, um Crassus eine Gallone zu spendieren?

Schauen Sie auch demnächst wieder herein, wenn es heißt...

"Rome, sweet Rome!"





Freitag, 31. Oktober 2014

O, quae mutatio rerum



Ich saß gerade im Circus und wohnte dem neuen Spektakel „Nubier gesucht“ bei - ein echtes Fest für die Lachmuskeln übrigens – als eine mir wohlbekannte Händlerin lachend vor mir stand und berichtete „Du errätst nicht, wen ich gerade getroffen habe!“ 

Natürlich erriet ich es nicht, denn Rom ist groß, und ich war abgelenkt von den plebs, die sich bei „Nubier gesucht“ als zertifizierter Vollpfosten darstellten. Aber ich muss gestehen, selbst ohne warmen Servitia und Ablenkung durch die neue, dem allgemeinen Geisteszustand des Volkes geschuldeten Programm im Circus, hätte meine Fantasie nicht ausgereicht, die Geschichte zu erfinden, die mir die Händlerin erzählte.

Sie kam gerade von einem erfolgreichen Geschäftsabschluss aus Kleinbonum zurück und war hungrig. Da sie auf keinen Fall „Nubier gesucht“ verpassen wollte, wollte sie sich nicht in einer Schänke niederlassen, denn für einen Wildschweinbraten reichte die Zeit einfach nicht mehr. Sie entschied sich für einen Kaldaunen-Schnellimbiss und fuhr mit ihrem Streitwagen Richtung Forum, wo man im Drive-In des McTripe nicht einmal aussteigen musste und eine ordentliche Auswahl an Kaldaunen erstehen konnte, sogar in Honig oder Auerochsfett gebraten.

Abgelenkt von der Freude auf das bevorstehende Spektakel kramte sie ihre Sesterzen aus dem Beutel. Diese fielen ihr aber fast wieder aus der Hand, als an der Kasse ein altbekanntes Gesicht (in der nicht ganz passenden Toga der Kaldaunenkette) auftauchte, nämlich Destructiva, die Latrinenfrau. Offensichtlich wollte sie noch immer kein Druide trotz ihres bajuwarischen Blitzkurs über den Handel von Kräutern, Wurzeln und Zaubertränken einstellen. Destructiva griff mit einem lauten Schweigen nach den Sesterzen und zog die Vorhänge zu. 

Faber est suae quisque fortunae.


Samstag, 26. Juli 2014

O tempora, o mores!



Die spinnen, die Römer. Wieder einmal.

Nach dem gering frequentierten Wahlspektakel des Imperiums mussten viele plebs feststellen, dass die Aufregung im Vorfeld völlig unbegründet war, zumal die Imperatorin nicht wie versprochen ihren Platz im Senat geräumt hat. Einige böse Zungen behaupten, es läge daran, dass kein geeigneter Nachfolger zur Verfügung gestanden hätte. Tatsächlich verhielt es sich aber so, dass Crassus‘  vermeintlich klammheimlich einen Stammhalter des Präfekten Unnutzus austrug und aufgrund des zu erwartenden Zeitdrucks der Amtswechsel zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt vonstatten gegangen wäre. Hätte es im alten Rom einen Verhaltensforscher (sozusagen einen Prätoren namens Rossi) gegeben, wäre das Profiling einer Person interessant gewesen, die nicht freudig den entstehenden Stammhalter in die Welt hinausruft, sondern verschämt unter der Toga so lange wie möglich versteckt. 

Destructiva derweilen hatte sich den Unmut des Senats zugezogen. Wir berichteten ja schon vor einigen Monaten über die Streitereien um die Auetaler, da die Unterkunft und Versorgung der Kampfziegen während des bajuwarischen Blitzkurs über den Handel mit Kräutern, Zaubertränken und Wurzeln an Alpaga nicht bezahlt wurden. Da Destructiva also bis heute bei keinem Druiden angeheuert wurde, erzählte man bei der Senatssitzung von einer Insolvenz.  Alpaga trug ihre Forderungen dem Magistrat vor und es wurde die Corpus Iuris Civilis geprüft. Der Magistrat entschied zu Gunsten von Alpaga. Von Destructiva hört man derzeit wieder einmal nur ein lautes Schweigen.

Um von den eigenen Verstößen (perduellio und maiestas laesa und falsum usw) gegen das Zwölftafelgesetz abzulenken, haben Crassus (der Schreiber ist immer noch unschlüssig wegen des Profilings) und andere einschlägig bekannte Römer  (sogar  Caepio, die mittlerweile aus dem Senat entfernt wurde aufgrund ihrer unzähligen Schweinereien) eine alte Hetzjagd gegen die ehemalige Partnerin vom Suffkopf Turpilius wieder aufleben lassen.  

Zugegeben, es ist nicht nur humorlos geworden im alten Rom, seit Cayus und Calpurnia nicht mehr präsent sind, sondern es scheint, als hätten die Römer jedweden Kodex vergessen.  Viele Senatsmitglieder schreiten diesbezüglich aber auch forsch mit schlechtem Beispiel voran. 

Nur Faulus zeigt sich vernünftig. Vermutlich wurde ihm nach  dem von Crassus beabsichtigten Cognitio extra ordinem so einiges klar. 


Freitag, 9. Mai 2014

Donec eris felix, multos numerabis amicos.....



….Tempora si fuerint nubila, solus eris


Diese Weisheit flüstert man sich in den Straßen des Imperiums allerorts zu. Und eine nicht unerhebliche Anzahl von plebs, sowie auch Senatsmitglieder erwarten gespannt das Wahlspektakel, seit bekannt gemacht wurde, dass die Imperatorin aus gesundheitlichen Gründen den Lorbeerkranz an ihren Nachfolger übergeben will. Nun braucht man kein Prophet sein um zu wissen, dass niemand in ganz Rom der Imperatorin das Wasser reichen könnte. Es gibt zwar einen Anwärter, Crassus, die zumindest in Niederträchtigkeit nicht hintenansteht, jedoch mangelt es ihr sowohl an Sozialkompetenz als auch … nun ja, sagen wir einfach, sie ist nicht die hellste Kerze auf der Torte.

So begab es sich, dass Crassus mit ihrem Präfekten Unnutzus in ihrer Schreibstube neben einer undichten Amphore Picatum Pläne schmiedete. Wahlpläne. Denn schließlich würde sie sich um eine ansehnliche Nummer von Vorteilen bringen, sollte sie nicht die Nachfolgerin der Imperatorin werden. In einer solchen Machtposition stünden ihr alle Wege offen, und sie hatte große Pläne. Vor einigen Monden hatte sie schon mal vorgefühlt und zu den Pompa theatri eine Magistratsbeamte aus Britannia geladen, damit sie sich die Transferkosten ihrer Handelswaren dorthin einsparen konnte. Aber es wurde immer schwieriger, da einige Senatskollegen mit Unmut auf ihre Vorteilsnahme blickten. Dabei würde auch dieses Jahr wieder ein Handelswarentransfer anstehen, sie hatte wirklich dringend vor, dies dem Senat bezahlen zu lassen, und ließ sich von ihrer cucurbitulae dabei zur Hand gehen.

Crassus überlegte also, wie sie nun die plebs und diejenigen Senatsmitglieder, die nicht ihrem Gegner Faulus hinterhereiferten,  in ihre Tasche stecken konnte.
Es wäre ohnehin an der Zeit, dass der Auetaler verschwindet. Sie beschloss, dass es ab dem Wahltag nur noch die Plötzmark  gäbe, und die Erstprägung würde sie als Wahlgeschenk verteilen. Crassus kreischte vor Zufriedenheit über ihre grandiose Idee und schenkte noch Picatum nach. Unnutzus war vom vielen warmen Cervisia bereits eingeschlafen, so konnte sie ungestört die Plötzmark entwerfen. Sie nahm sich vor, sofort nach Amtsantritt ein paar Nubier einzustellen, die in Zukunft solche Dinge für sie erledigen würden, und Picatum nachschenken könnten, und dieselben natürlich im knappen Lendenschurz wie zu Calpurnias Zeiten.


Übrigens.... http://roemereien.blogspot.de/p/uber-diesen-blog.html

Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen, sowie mit Ereignissen der Gegenwart und Geschichte sind zufällig.

Samstag, 22. März 2014

Iurare in verba magistri



Meine Güte, was hatte ich letzte Nacht für einen Alptraum. Meine Sklaven waren größtenteils ins Alter gekommen und die Leistungsfähigkeit ließ auch zu wünschen übrig, also dachte ich, dass es an der Zeit wäre, zwei neue Sklaven zu besorgen, die in der Hitze des Nachmittags ordentlich mit den Wedeln fächeln konnten, und auch noch die ein oder andere Tätigkeit mühelos bewerkstelligten. Ich schickte also meinen hauseigenen Zenturio um mir zwei ansehnliche Nubier zu besorgen, mindestens 1,90 m groß und Oberarmumfang nicht unter 80 cm. Ich dachte mir, dass dieser Auftrag schon klar formuliert wäre, und er sicherlich einen geeigneten Sklavenhändler finden würde. 

Einige Zeit später kam mein Zenturio nach Hause und schleppte zwei halbwüchsige Lusitanier an, einer davon hatte ein Holzbein und dem anderen fehlte ein Auge. Hätte es im alten Rom eine versteckte Kamera gegeben, wäre ich mir nicht sicher gewesen, ob ich nun ein Opfer derselben wäre. Ich glotzte meinen Zenturio mit erweiterten Pupillen an und fragte ihn, wo meine kräftigen und leistungsfähigen Nubier sind?! Er antwortete, dass er die beiden Sklaven beim besten Sklavenhändler des Imperiums erstanden hätte, das wäre nunmal Faulus, das sähe man schon daran, dass seine Mutter die Dokumente des Sklavenmarktes für das Imperium verwalten würde. Faulus hätte ihm versichert, dass diese Sklaven unlimitiert leistungsfähig sind, und mit dem Wedel schneller fächeln würden als der Wind in der Lage wäre zu blasen. Außerdem konnten sie sogar schwere Betonklötze stemmen.

Einige Tage später – ich schwitzte, denn die beiden Lusitanier wedelten natürlich nicht im Hochleistungsbetrieb wie versprochen, und wäre mein Zenturio cleverer, hätte er das auch gewusst – kamen meine Freundinnen zu Besuch … und ich in Erklärungsnot. Bei etlichen Krügen mit Mulsum und Gracchus verspotteten sie mich und die beiden Lusitanier.
Als der Einäugige gerade mit dem Wedel vorbeifächelte und Girlandine den Wedel ins Gesicht schlug, wachte ich auf… 

Sofort ging ich in den Innenhof und war beruhigt, ich hatte noch ausreichend leistungsfähige Nubier…zum Glück.